Projektteil Spandau und Siemensstadt
Kooperationspartner: Schule an der Jungfernheide
und Jugendtheaterwerkstatt Spandau
Projektleiter: Stefan Horn
Im Rahmen der Kooperation der Schule an der Jungfernheide mit der Jugendtheaterwerkstatt Spandau soll es im Schuljahr 2015/16 ein zusätzliches Angebot für Schülerinnen und Schüler geben, das sich mit Fragen des Klimaschutzes, der Luft- und Wasserqualität und des Umgangs mit Tier und Natur in der Stadt befasst und somit den thematischen Schul-Schwerpunkt Umwelt unterstützt. Wie wirken städtische Verdichtung und die Notwendigkeit der Verbesserung unserer Umwelt zusammen oder entgegen?
Hierzu dient auch der nahgelegene Stadtteil Siemensstadt als ein Untersuchungsobjekt, der auf seine historische, seine jetzige (transitorische) und zukünftige Rolle erforscht werden soll.
Der Ortsteil ist bis heute von weitläufigen Industrie- und Werksanlagen und durchgrünten Wohnsiedlungen geprägt. Die derzeit angesiedelten Unternehmen gehören jedoch nicht mehr ausschließlich zur Siemens AG. Welche Rolle spielte die Industrie in der Entwicklung von urbanen Strukturen im 20. Jahrhundert in Berlin und wo lassen sich diese Spuren noch deutlich vorfinden? Welchen Segen und welche Fluch brachte die Industrialisierung mit sich und was hat sich seitdem verändert?
Zu Siemensstadt gehört auch die durch den Alten Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal und Hohenzollernkanal gebildete Insel Gartenfeld, auf der weitere Siemens-Werksanlagen errichtet wurden. Zudem befindet sich in Siemensstadt auch die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Berlin.
Im Rahmen einer Projektwoche im Herbst 2015 sollen erste Erforschungen und Exkursionen in den unmittelbaren Stadtraum durchgeführt werden. Daraus kann auch eine weiterführende regelmäßige Zusammenarbeit in der Form eines wöchentlichen Angebotes entstehen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist auf maximal 20 Teilnehmer beschränkt.
Die Ergebnisse der stadträumlichen Untersuchung werden dann im Februar 2016 in den Räumlichkeiten der Jugendtheaterwerkstatt Spandau erstmals zu sehen sein. Eine weitere Präsentation in den Räumlichkeiten der Schule an der Jungfernheide ist ebenfalls geplant.
Projektteil Kreuzberg Südliche Friedrichstadt
Kooperationspartner: Kinder- und Jugendkulturzentrum Kreuzberger Musikalische Aktion e.V. [KMA]
Projektleiter: Robin Resch
Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen entsteht eine klangliche Vermessung des Areals rund um das Sanierungsgebiet Südliche Friedrichstadt. (Von der Amerika Gedenk Bibliothek, zum Halleschen Tor über den Mehringplatz hoch bis zum Checkpoint Charlie, vom Jüdischen Museum zum alten Parkhaus über den Beusselpark.)
Als Auseinandersetzung mit den städtischen Veränderungsprozessen rund um das Sanierungsgebiet Südliche Friedrichstadt sollen die eigenen klanglichen Vermessungen den Jugendlichen helfen Antworten auf die folgenden Fragen zu finden:
Was heisst eigentlich Sanierungsgebiet? Wie hört sich der Sound der Stadterneuerung genau an? Was sagen uns die großen Baustellentafeln dazu? Was denken die Anwohner und ansässigen Ladenbetreiber? Was befindet sich hier eigentlich im Umbau, was verschwindet, was kommt neues hinzu? Was würden wir hier am liebsten selbst sanieren wenn man uns fragen würde und wie würde das aussehen?
Als künstlerisch-kreatives Forschungsprojekt entsteht eine direkte Auseinandersetzung mit dem räumlichen und sozialen Umfeld der Jugendlichen, die an Hand der obigen Leitfragen eigene Audio-Aufnahmen erstellen und zu persönlichen Erzählformen, Fiktionen, Geschichten, kurzen Musikstücken aber auch in ein kleines Hörspiel mit einzelnen Audio- Episoden führen könnten.
Projektteil Neukölln
Kooperationspartner: Jugendtreff
Projektleiterin: Anna Lena Wollny
Der Jugendtreff JoJu 23 liegt unweit des Körnerparks. Der Kiez rund um den Körnerpark ist einerseits durch einen niedrigen Sozialindex und gleichzeitig durch den Zuzug von Kreativen und Studierenden geprägt. Die im Kiez lebenden Kinder und Jugendlichen haben zu etwa 80 % einen Migrationshintergrund.
Die Vermessung der Stadt richtet sich in Neukölln als offenes Angebot an die Jugendlichen, die den Jugendtreff besuchen. Diese sind in der Regel zwischen 12 und 18 Jahren alt. Gestartet werden soll im August 2015 mit mehreren Projekttagen in der letzten Ferienwoche. Anschließend finden regelmäßige Treffen statt.
Was und wie die Jugendlichen in ihrem Kiez untersuchen wollen, wird gemeinsam in einem partizipativen Prozess entschieden. Die Jugendlichen können als ExpertInnen ihren Kiez zeigen und lernen ihn zugleich neu kennen. Sie erarbeiten Fragen an ihren Stadtteil und das Leben dort und entscheiden selbst, welche Methoden der ästhetischen Forschung sie anwenden wollen, um ihren Fragen nachzugehen. Denkbar sind hier beispielsweise Expeditionen im Kiez, das Sammeln von Gegenständen, Gerüchen, Geräuschen, Fotografieren, tatsächliches Vermessen von dem, was einem im Kiez begegnet, oder Recherchen zu den jeweiligen oder weiterführenden Fragen.
Auch in der Weiterverarbeitung der gesammelten „Messdaten“ sind unterschiedliche Wege denkbar, z.B. die Erarbeitung von Karten, Collagen, Installationen, Modellen, Fotoreihen oder Texten. Es wird wiederum gemeinsam entschieden, wie die Ergebnisse der Forschung aufbereitet werden.
Die Ergebnisse werden zuletzt im Rahmen des Festivals 48h Neukölln präsentiert und werden somit ebenfalls ein breiteres Publikum erreichen können.
Projektteil Adlershof
Kooperationspartner: Anna Seghers Gemeinschaftsschule
Projektleiterin: Jolanda Todt
In Kooperation mit der Anna Seghers Gemeinschaftsschule erforschen Schülerinnen und Schüler der 11ten Klassen ihren zweigeteilten Schulstandort. Adlershof wird durch den S-Bahndamm in zwei ganz verschiedene Seiten geteilt. Östlich befindet sich der historische Ortskern, vor über 250 Jahren als Gutshof besiedelt, heute gründerzeitlich geprägt mit Marktplatz, Schulen (darunter auch der Anna Seghers Schule), Kirchen, Kino, Geschäften und Restaurants.
Auf der anderen Seite der Bahngleise lag einst Deutschlands erster Motorflugplatz Johannisthal-Adlershof, der 1909 eröffnet wurde. Seitdem ist viel passiert: Zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazi-Reich, Sowjetzone, DDR und BRD wurde die Landschaft mehrmals umgestaltet:
Mit der Wiedervereinigung rückte das brach gefallene Areal ins Blickfeld der Stadtplaner. An der Nahtstelle zwischen Ost und West galt es, die beiden Stadthälften verknüpfen. Die Strategie, die der Senat dabei verfolgte, hatte zwei Kernaspekte: den Bereich als Standort für Wissen und Technologie zu profilieren und die neuen Wissenschaftsstandorte in eine vielfältige, durchmischte Stadtlandschaft einzubinden.
Seit 1994 ist Berlin-Johannisthal/Adlershof ein städtebaulicher Entwicklungsbereich. Mit über 1.000 Firmen, dem Science-Campus der Humboldt-Universität und 10 außeruniversitären Forschungseinrichtungen bietet der Wissenschafts- und Technologiepark Berlin Adlershof WISTA eine einzigartige Dichte innerhalb der letzten 20 Jahre angesiedelter Unternehmen. Und die Planungen zu einem urban geprägten Ort zum Forschen, Studieren, Arbeiten und Wohnen laufen weiter.
Die Schülerinnen und Schüler lernen mit Methoden der ästhetischen Forschung diesen Ort (neu) kennen. Ausgehend von Ihren eigenen Forschungsfragen untersuchen sie für sie relevante Teilaspekte der Stadtentwicklung in Adlershof und bereiten Ihre Ergebnisse mit künstlerischen Mitteln auf. Fotografie, Audio und Videoaufnahmen (die Schule verfügt über ein eigenes kleines Medien Studio – das StudioANNA), Zeichnungen, Mappings: alles kann im Sinne der Forschungsfrage weiterhelfen. Oberthema können die Themen Infrastruktur, Mobilität und Bewegung sein, dies wird aber nochmal mit der Kursleitung der Schule (Profilkurs Kunst oder Deutsch der 11ten Klasse) abgestimmt. Die Ergebnisse werden zuletzt in einer lokalen Präsentation einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Projektteil Pankow
Kooperationspartner: Kurt-Tucholsky-Oberschule
Projektleiterin: Anna Lena Wollny
Der Projektteil Pankow ergänzt seit Frühjahr 2016 das Projekt. Die Kurt-Tucholsky-Oberschule (KTO) ist eine integrierte Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe und einem umfangreichen musischen Profil. Bildende Kunst, Theater und Musik spielen also im Schulalltag an der KTO eine große Rolle. Dazu gehört unter anderem, dass für den gesamten siebten Jahrgang im Mai eine Projektwoche durchgeführt wird, bei der die Schüler und Schülerinnen von verschiedenen angebotenen Projekten eines auswählen können, an dem sie teilnehmen.
2016 ist eines dieser Projekte „Pankow zum Mitnehmen“, das im Rahmen des Projektes „Die Vermessung der Stadt“ angeboten wird.
Die Teilnehmenden untersuchen zunächst die Gegend rund um die Kurt-Tucholsky-Schule und sagen ihre Meinung: Was gefällt ihnen hier im Kiez? Was ist total doof? Was sollte es mehr geben? Wo sollte sich etwas ändern? Oder was ist besonders und gibt es vielleicht nur hier? Die Untersuchungen werden in Form von Fotos, Zeichnungen und/oder Texten dokumentiert oder es werden Gegenstände oder Geräusche unterwegs gesammelt.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen des Stadtraumes kreieren wir dann eine interaktive Ausstellung, aus der die Besucher*innen Ausstellungsstücke mitnehmen können: „Pankow zum Mitnehmen“! Seien es z.B. Pankow-Kaffee-Becher, Sand von einer Baustelle, Fotos o.ä.
Die Ausstellung wird am 08. Juli im Rahmen eines Präsentations-Tages an der KTO gezeigt.